Wie alles begann…

„Mein Schiff“ Jänner 2020

Im Jänner 2020 sollte ich 50 werden. Das war noch die Zeit als Händeschütteln normal war und das Tragen von Mundschutzmasken nicht. Eine Zeit, in der wir Wörter wie „vulnerabel“, „Inzidenz“ und „3-G-Status“ nicht gängig in unserem Wortschatz verwendeten, und ein Szenario, in dem einem jemand verbietet, das eigene Haus zu verlassen, nur von Kinofilmen kannten. Eine Zeit also in der die Welt „anscheinend“ noch in Ordnung war. Bloß meine Welt war es nicht mehr. Berufsbedingt war ich damals psychisch und physisch am Ende und das Arbeitsklima in dem Unternehmen, in dem ich schon seit 20 Jahren mit vollem Eifer 24/7 im Einsatz war, am Tiefpunkt. DAS war der Grund, warum ich meinen 50.sten nicht feiern wollte, nein, ich wollte sogar ganz weit weg sein, und deswegen hab ich mich mit der „Flucht in die Karibik“ mittels Kreuzfahrtschiff selbst aus der „Feier-Schuss-Linie“ genommen, und MrRight selbstverständlich mitgenommen.

Tja, was hat das jetzt aber mit dem Catering zu tun?

Die Welt ist ein Dorf sagt man immer. Auf dieser Schiffsreise (unsere Erste wohlgemerkt 😉) haben wir – an meinem Geburtstag bei einem wirklich verpatzen Landausflug – ein nettes Pärchen aus Deutschland kennen gelernt, und die Tatsache, dass wir diesen Ausflug direkt gemeinsam lautstark reklamierten, hat uns sofort gezeigt: wir schwimmen auf einer Welle. Nina und Jörg haben diese Reise für uns zu etwas ganz besonderem gemacht.

Und Nina hat einen Freundin in Oberösterreich, die beruflich selbständig Textilien bestickt und das ist Christine. Und wenn sie die wieder mal besucht, würde sie auch uns besuchen, waren ihre Abschiedsworte als wir uns trennten.

Ja, aber was hat das jetzt mit dem Catering zu tun?

Nachdem die Schiffsreise zu Ende war, begann das neue Zeitalter (vor – oder nach Corona, diese Wortwendung kennt mittlerweile bestimmt jeder) und an ein baldiges Wiedersehen mit Nina und Jörg war nicht mehr zu denken. Mit Corona hat dann auch mein Berufsleben eine damals dramatische Wendung genommen, für die ich heute unendlich dankbar bin.

Und als Weihnachten nahte, bekam ich plötzlich ein Päckchen von einer Christine. Und darin befand sich eine wunderschöne Leinenschürze mit meinem – damals nigelnagelneuen -„myclaud.kitchenstories“-Logo 💛 Nina hatte diese bei Christine in Auftrag gegeben um mir eine Freude zu machen. Und was hatte ich für eine Riesenfreude. So eine liebevolle, tolle und aufwändige Überraschung hatte ich noch nie erlebt 💛

Und so lernte ich Christine kennen.

Also jetzt aber, kommen wir zum Punkt, was das Ganze mit meinem Catering zu tun hat…

Mit Christine lernte ich eine irrsinnig liebenswerte, quirlige, fleißige Frau kennen, die mir das Gefühl gab, toll zu sein, in dem, was ich mache. Sie ermutigte und begleitete mich über Monate bei meinem Schritt in die Selbständigkeit, bestickte meine bake💛ART Textillinie und erzählte mir von dem Verein BPW (Business & Professional Women), bei dem sie Mitglied war. Mittlerweile bin ich tatsächlich auch Mitglied, bei diesem wundervollen Verein, der aktive Frauen ermöglicht, sich zu vernetzen, sich zu unterstützen und einander vorwärts zu bringen. An einem Clubabend durfte ich mich und meine Leidenschaft vorstellen und präsentieren – kulinarisch untermalt von ein paar handgemachten Köstlichkeiten – und das brachte den Stein ins Rollen ….

Und jetzt sind wir angekommen: mein erstes Catering

Tatsächlich hab ich danach relativ rasch die Anfrage für das Catering zum Sommerbrunch des Vereins erhalten.

Ich musste mir Gedanken über Preiskalkulation und Genusskreationen machten. Es sollte professionell sein und natürlich auch „hinten und vorne“ passen – für beide Seiten. Angebote und Preiskalkulationen hab ich jahrelang selbständig durchgeführt, aber war ich wirklich in der Lage „ein Catering“ auf die Beine zu stellen? Alleine – ich? In meiner Küche mit meinen Fähigkeiten? Hatte ich überhaupt die nötige Ausrüstung? Übernehme ich mich damit nicht, oder blamiere ich mich bis aufs Blut? Aber ja: Wer nie wagt, der nie gewinnt; und wer immer zögert, muss mit dem Ist-Zustand zufrieden sein. Und gezögert hatte ich – was den Wunsch meines „inneren Kindes“ betraf – die letzten Jahre viel zu oft. Also: Angebot raus, Augen zu und durch.

Planung ist das halbe Leben

Planung war schon immer meine große Stärke. Egal, ob beruflich oder privat, hab ich eine Timeline vor meinem inneren Auge, naja ok auch auf Papier, Check- und to-do-Listen und einen chronologischen Ablauf , der je nach Annäherung des Ereignisses konkreter wird. Mit Listen fühl ich mich einfach wohl(er). Und wenn man noch dazu eine „One-Woman-Show“ ist, dann ist Planung nicht nur „alles“, sondern überlebensnotwendig 🤣

Außerdem verfüge ich über ein richtig gutes Zeitgefühl, im Sinne von „wieviel Zeit ist vergangen“, und „wie lange brauche ich wofür“ (deshalb bin ich auch ein „SEHR“ pünktlicher Mensch, was so viel bedeutet wie: ich komme nie früher zu einem Termin 😉, denn ich hasse es, zu warten🤣)

Mit diesen beiden „Versicherungspaketen“ startete ich in mein erstes Catering-Projekt. 14 Tage vor dem Dead-Date begann ich Ideen zu sammeln, Rezepte zu studieren, das Internet zu durchforsten, Brainstorming mit anderen Foodies abzuhalten um schlussendlich folgende vier süße und fünf herzhafte Variationen zu fixieren.

  • Bacon Rolls
  • Couscous-Salat
  • Mariniertes Gemüse
  • Zweierlei Mini-Quiche
  • Herzhafter Guglhupf
  • Apfel-Tartelettes
  • Brownie-Löffeldessert
  • Fruchtpralinen-Mini-Tartelettes
  • Schwarzwälder Cupcakes

#verschwendensollenden ist das Motto bei meinen Caterings. Meine „Kunden“ entscheiden sich für eine Preisklasse, und ob mehr Süßes oder Herzhaftes angeboten werden soll, aber was es nun genau gibt, entscheide ich je nach Saison und Verfügbarkeit von Lebensmitteln, Obst und Gemüse selber. Natürlich nehme ich aber Rücksicht auf Vorlieben und Verträglichkeiten.

noch 1 Woche bis Catering

Die Krux bei Caterings ist, dass im Grunde alles möglichst frisch sein sollte 😉. Aber dennoch kann man einiges bereits Tage vorher erledigen. Bei mir waren das die Tartelettes, die ich aus Pate Sucrèe gefertigt habe. Ausgekühlt kommen sie einfach in den Tiefkühler, da sie gekühlt sowieso viel handsamer beim Füllen sind.

Und außerdem hab ich in dieser Zeit den gesamte Einkauf erledigt.

Lage 4 Tage

Am 4. Tag vor dem Event hab ich den Brownieteig gebacken, der für das Löffeldessert sowieso etwas ausgetrocknet sein soll, hab 40 Jour-Handsemmeln gebacken und tiefgekühlt, da ich ein Aufbacken am Morgen des Caterings geplant hatte. Außerdem hab ich den Fruchtschaum in Halbkugeln eingefroren, die Bananen-Ananas-Gelee-Fülle für die Mini-Tartelettes bereitet, die Tarteletes gefüllt und mit dunklen Ganache-Scheiben belegt – und ebenfalls wieder tiefgekühlt. (by the way: immer bei einer Affenhitze von 37°C tagsüber, was das Arbeiten nicht gerade einfach machte, weil Massen Hitze auch nicht so mögen 😉)

Lage 3 Tage

An diesem Tag hab ich die Cupcakes, das Sandwich für die Bacon-Rolls und die Cracker gebacken, sowie die Hippenblätter als Deko für die Apfeltartelettes gefertigt.

Am Tag vor dem Catering…

…hab ich einen konkreten Zeitplan erstellt. Gleich morgens hab ich die Masse für die Miniguglhupf vermengt und ein Stück Probe gebacken. Nachdem das problemlos geklappt hat, wusste ich, dass ich die auf später verschieben konnte. Dann ging es an die Vorbereitungen für die Apfeltartelettes: Äpfel karamellisieren und anschließend im Sud eine Stunde ins Backrohr. Danach Gemüse schnipseln und marinieren.

Dazwischen ein kleiner Arzttermin 😉 #gesundheitgehtvor und die Mittagshitze aussitzen 🤣

Ab 15 Uhr ging es dann so richtig zur Sache 😉 Die Quiches in vegetarisch und mit Zwiebel+Speck gingen mir noch leicht von der Hand, aber dann machten mir die Apfeltartelettes einen gewaltigen Strich durch meine Zeitrechnung, da das Rezept einfacher klang als es sich dann darstellte. Die Karamellcreme-Fülle hab ich DREIMAL gemacht, bis ich zufrieden war 😉 Kurz war ich am Überlegen, sie aus dem Programm zu nehmen, aber aufgegeben wird nur ein Brief 😉

Ab 19 Uhr sah meine Küche aus wie ein Schlachtfeld, obwohl ich natürlich immer wieder versucht habe, abzuwaschen und der Geschirrspüler im Dauerbetrieb lief. Mittlerweile hatte ich das ganze Haus in Beschlag genommen: Transportboxen, Halbfertiges, Warmes zum Auskühlen, notwendig kühl zu Lagerndes fand seinen Platz (zb im Keller, wo es schön kalt war), und sowohl der Kühlschrank im Keller als auch in der Küche war bis auf den letzten Zentimeter genutzt. Dennoch war selbst ich dann mal an einem Moment angekommen, an dem leichte Erschöpfungszweifel aufkamen.

TIPP von MIR: In so einem Moment Pause machen und Gedanken sortieren, den Zeitplan überarbeiten, einen Notfallplan erstellen und sich auf das Wesentliche fokussieren!

Und so ging ich frischen Mutes in die Nacht. Der Plan um Mitternacht ins Bett zu gehen, da Aufstehen für 5 Uhr geplant war, verzögerte sich um knapp zwei Stunden, aber aus gutem Grund: Es hat keinen Sinn ins Bett zu gehen, wenn man kopfmäßig nicht abgeschlossen hat. Alles, was Sinn machte, noch erledigt zu werden, hab ich vor dem Zubettgehen fertig gemacht. (Mariniertes Gemüse war abgefüllt, Bacon-Rolls gewickelt, Guglhupf und Quiche gebacken, Apfeltartelettes fertig, das Brownie Löffeldessert mit drei verschiedenen Fruchtkomponenten geschichtet und die Fruchtschaumpralinen getunkt und auf die Törtchen gesetzt als ich gegen 1 Uhr die Küche sauber machte, den Geschirrspüler noch mal anwarf und mir für den Morgen einen genauen Zeitplan für die letzten Erledigungen erstellte, denn für 8:30 Uhr war die Abfahrt geplant!

Meine Füße brannten wie Bolle als ich im Bett lag…

Der Tag

Den Wecker um 5 Uhr früh begrüßte ich mit frohlockender Begeisterung, denn ich hatte tatsächlich unerwartet tief geschlafen 😉

Der Plan sah folgendermaßen aus:

  • Backrohr anschmeißen, Semmeln in drei Chargen aufbacken, die letzten fehlenden Guglhupf (natürlich hatte ich am Vortag etwas zu wenig Masse 😉) und die Bacon-Rolls knusprig backen
  • Cupcakes füllen (Kirschragout und Topping am Vorabend zum Auskühlen bereitet) aufspritzen und dekorieren
  • für den Couscous-Schichtsalat das Gemüse frisch schnippseln, marinieren und in Gläschen füllen (war übrigens um Punkt 8:30 Uhr fertig 😉)
  • alles transportfähig und gekühlt verpacken, inklusive Servierplatten usw.
  • Auto einräumen und mich selber salonfähig tapezieren 🤣

Und so saß ich dann tatsächlich FAST pünktlich um 8:45h im Auto, atmete tief durch, kontrollierte im Geiste noch mal kurz, ob ich alles mithatte und alles transportsicher geschlichtet war und genoss die 40 Minuten SITZEN und RUHE im Auto 😉 Zu meinem Glück war an diesem Tag keine Hitze mehr, sondern ein Temperatursturz von 20°C und leichter Regen angesagt 🤣 Mir und meinen Köstlichkeiten tat das gut 😅

Das Catering

Natürlich war nicht alles perfekt, und hat auch nicht alles bei der Fertigung nach Plan geklappt, aber ich war zufrieden, sogar mehr als das. Ich hatte ALLES per Hand gefertigt und selber gemacht – ALLEINE! Ja, ich kann zurecht Stolz sein, weiß jetzt aber, dass ich mir beim nächsten Catering, welches auch bereits gebucht ist, für den Vortag eine Küchenhilfe ins Haus bestelle 😉

Aber was kann es Schöneres geben, als vor Staunen geöffnete Münder, zufriedene Geräusche beim Verspeisen, jede Menge Trinkgeld, nicht enden wollendes Lob UND ein fast leergefegtes Buffet 💛💛💛💛

One thought

  1. Wow, meine Liebe! Das habe ich atemlos gelesen und bin zutiefst beeindruckt, wie Du diese Aufgabe ganz alleine bewältigt hast! Chapeau! 👒👏🏻👏🏻👏🏻
    Ich hätte schon keinen Platz in der Kühltruhe, um auch nur einen Bruchteil der beschriebenen Dinge unterzubringen! 😅 Davon abgesehen, hätte ich wahrscheinlich mehrere Panikanfälle gehabt (schon beim Lesen des Menüs hatte ich einen! 🤯) und hätte infolgedessen für den Tag X einfach ein Pizza-Taxi bestellt. 🤣
    Du bist wirklich ganz unglaublich, was für eine tolle Frau! 👌🏻🥇🏆😃

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