Feiertagsgefühle

Feiertagsküchegefühle

Seit Silvester zu einem selbständig von mir vollzogenem Ereignis gehört, sind die Tage danach für mich immer eher trostlos. Entweder aufgrund von zuviel oder zu wenig konsumierten Alkohols, oder es ist die Frage nach dem Sinn eines ständig wiederkehrenden Jahresrhythmus, der mit fortschreitendem Alter immer schneller zu kommen scheint und sich so dermaßen aufdrängt, dass ich mich immer mehr davor zurückziehen möchte.

Ich bin kein „Hausschmücker“ im herkömmlichen Sinn. Wenn ICH „schmücke“ oder umräume, dann ohne Grund und Ereignis (manche sagen auch: ohne Sinn und Verstand 😉) Man könnte mich auch als eine „gegen den Strom-Schwimmerrin“ bezeichnen. Nichts liegt mir ferner, als das zu machen, was ALLE machen. Ich möchte NACH dem 24.12. auf einen Christkindlmarkt gehen, Menschen ohne Grund beschenken, Silvester verschlafen, die Hl-3-Könige nicht reinlassen, nie einen Hausputz machen (gut, das hat jetzt nichts mit einem Jahresrhythmus zu tun, sondern eher immer noch mit der Suche nach einer leidenschaftlichen Putzhilfe) und schon gar nicht Saison-Geschmücke im Haus platzieren, das ich nach zwei Wochen wieder wegräumen soll. (was ein vorher und nachher Putzen nach sich ziehen würde, und wie wir ja schon wissen, nicht so ganz meinem Naturell entspricht) Manche vermuten zwar, bei mir würde das ganze Jahr über Halloween-Deko hängen, aber das ist auch ein Mythos….

Und so sitze ich hier nun in meiner „Postquam vertente anno“-Depression und sinniere über das sich immer wiederholende Jahres-Szenario. Möchte ich mich dem heuer anpassen, meine Beiträge den Jahreszeiten und feiertäglichen Anlässen anpassen, rechtzeitig mit Ostergebäck beginnen und tatsächlich mal wieder im November Weihnachtskekse backen? Oder möchte ich mich weiterhin von „Lust und Laune“, von „schlechter und guter Gesundheit/Stimmung“ treiben lassen, die Osterhasen und Nikoläuse um -50% „nachher“ kaufen, den letzten mickrigen Christbaum am 23.12. um -70%“ vor der Biotonne retten und – so wie heuer – am 22.12. reduziert Weihnachtsbeleuchtung kaufen, um die Stimmung mit letzter Kraft noch ins Haus zu holen?

22.12.23 zu guter Letzt doch noch geschmückt und Baum gekauft

Ich weiß nicht mal genau, WANN ich so geworden bin, wann aus dem Kind, das im elterlichen Heim mit katholischer Erziehung und Hausmusik, jeden katholischen Feiertag vom Kirchgang mit musikalischer Begleitung (Gesang oder Flöte), den familiären Zusammenkünfte samt „Fraß und Völlerei“ bis zum abendlichen Gebet, mit Begeisterung zelebriert hat, diese Frau wurde, die dem ganzen „Theater“ so abgeklärt gegenüber steht.

Es mag am Alter liegen, dem Fehlen der begeisterten und glänzenden Kinderaugen, oder aber auch an der Trennung meiner Eltern, welche kurz vor Weihnachten als ich knapp 18 war, verkündet und am 25.12. vollzogen wurde. In einer Zeit also, in der eigentlich Lobgesang und Herrlichkeit gepredigt, und drei Monate später die Auferstehung Christi bejubelt wird, wir aber im Tal der Tränen saßen.

Damals war mir schlagartig klar geworden, dass sowohl die Kirche als auch mein „heiles“ Familienleben ein Schauspiel ist, das „Glückseligkeit“ darstellen soll. Ich war alt genug, um alles zu verstehen, dankbar, dass die nächtlichen Streitereien ein Ende haben würden, vernünftig genug, eine neue Frau im Leben meines Vaters zu akzeptieren und willkommen zu heißen, aber bis heute bin ich nicht alt genug, um zu verstehen, warum ab da einfach alles, wirklich alles, anders war, und meine Mutter ab da entschieden hatte, zu „leiden“.

Jahre später kam eine Tante auf mich zu, „so froh“, dass ich „meine dunkle“ Kleider-Phase, in der ich danach auch sprachlich revoltierte, überstanden hatte. Keiner hatte damals verstanden, wie sehr ich litt, nicht mal ich selbst, obwohl ich ja eigentlich „alt genug“ war, um alles zu verstehen.

Es sind diese Dinge, die mich um diese Jahreszeit beschäftigen, und es sind diese Erlebnisse, die mich „gegen den Strom“ schwimmen lassen, das im Übrigen kein anstrengender Kraftakt, sondern ein „sich von seinen Gefühlen leiten lassen“ ist, die einem, wann man sich ihnen hingibt, ein herrliches Gefühl von Freiheit vermitteln.

So backe ich weiterhin wahrscheinlich, wann und wonach mir ist, bin manchmal „in time“, aber manchmal völlig aus der Zeit. Backe keine Weihnachtskekse, wenn ich nicht mag und lasse Ostern einfach mal vorüber ziehen, ohne ein Ei gefärbt zu haben. Manchmal singen wir an Weihnachten leidenschaftlich „Stille Nacht“, wenn uns danach ist, und manchmal sind es wilde Parties. Denn irgendwie hab ich den Revoluzzer auf meine eigene Familie übertragen… oder Menschen aus ihnen geformt, die genauso wie ich, manchmal gern gegen den Strom schwimmen ….

NACHSATZ

Die eigentliche Überschrift dieses Blogbeitrags war „Feiertagsküche“, und ich wollte eigentlich meine Feiertagsrezepte mit euch teilen, was ich nun auf den (hoffentlich) nächsten Beitrag verschiebe. Denn während ich so schrieb, haben meine Gefühle übernommen, und aus „FeiertagsKÜCHE“ wurden „FeiertagsGEFÜHLE. Gefühle sind gut und sollen raus dürfen, denn runtergeschluckt und versteckt, führen sie zu (Magen)verstimmungen…..und das wollen wir doch hier auf keinen Fall 😉

2 Antworten zu „Feiertagsgefühle”.

  1. Liebe Claudia,
    wie wunderbar formuliert und endlich mal ausgesprochen, was sicher viele (ich auch) ebenfalls so empfinden. Aber viele es sich einfach nicht erlauben wollen, so zu handeln. Mag es an der Verbundenheit zur Tradition, am Gefühl, dass man es der Familie schuldig ist oder getrieben durch diejenigen, die mit Weihnachten ihre Geschäfte machen, liegen. Wie großartig, dass Du allen denjenigen Mut machst, die vielleicht aus dem Eltern-mit-kleinen Kindern-Alter herausgewachsen sind, sich endlich entspannte Weihnachten ohne „Verpflichtungen“ bezüglich riesigem Weihnachtsbaum, Plätzchen, Stollen usw. zu gönnen. Denn auch ohne ‚schlechte Erinnerungen’ an Weihnachten, wie Du sie wohl leider hast, bin ich irgendwie „Weihnachts-müde“. Vielleicht habe ich inzwischen schon zu viele Weihnachten gefeiert … jedenfalls fällt es mir von Jahr zu Jahr schwerer den Anforderungen gerecht zu werden und ich fühle mich nach den Feiertagen irgendwie immer entspannter und wieder freier. Jetzt freue ich mich und bin gespannt auf das neue Jahr mit allem was es bringen wird (hoffentlich viel Schönes).
    Und, ich freue mich auch schon auf alles, was es bei Dir wieder zu entdecken geben wird!
    Liebe Grüße aus dem Wohnzimmer,
    Amalie

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    1. Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und es freut mich einfach sehr, doch wieder mal ein Thema angesprochen zu haben, dass einige andere auch so empfinden. Ich liebe die Vorstellung von Weihnachten, aber ich möchte dabei mittlerweile lieber wieder „Zuschauer“ als „Akteur“ sein, so wäre es mir recht 😉 Vielleicht vergeht mir aber einfach auch die Zeit mittlerweile viel zu schnell….. Sein wir gespannt, was wir in 2024 so unterbringen 😉

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