Zwei Gänge in 30 Minuten

Wieso, weshalb, warum sollte sich das ein normaler Mensch antun? Es gäbe dafür natürlich viele Gründe: berufstätige Mütter, extrem hungriger Ehepartner, ausgehungerte Teenager, spontane Gäste, Zeitnot, vielleicht aber ist das für manche auch ganz normal. Aber ist es auch normal, das alles in einer komplett fremden Küche mit einem gestellten Warenkorb unter Zuschauern zu veranstalten? Wahrscheinlich nicht. (alle, für die das immer noch normal ist, sollten dringend einen Termin bei psycholgischer Beratung vereinbaren)

Fotocredit: Elektra Bregenz (DIE österreichische Traditionsmarke in Sachen Haushaltsgeräte und seit 130 Jahren eine der Top-Marken am heimischen Markt)

Elektra Bregenz hat am 31. August in einem Kochwettbewerb AUSTRIAS NEXT KÜCHENCHEF:IN gesucht, und ich hab mich in einem schwachen Moment (= hochmotiviert, gut gelaunt, Schönwetter, ruhiger Samstag, schöne Haut, gute Frisur, schmerzfrei, guter Kontostand, satt, zufrieden, ausgeschlafen. usw) nach Aufforderung eines lieben, aber offensichtlich orientierungslosen, Freundes zu diesem Bewerb angemeldet. Ohne große Erwartungen wohlgemerkt, denn schließlich koche ich zwar leidenschaftlich gerne, bin aber von der hohen Kochkunst und all den wundervollen Fremdwörtern, die zu drölfzig unterschiedlichen Komponenten in zigfacher Textur auf nur einem Teller endlosschleifen-Längen entfernt. Die „einfache Küche“ ist es, die mich anspricht, Traditionelles nicht neu erfunden, sondern perfekt abgeschmeckte, qualitativ hochwertige Lebensmittel für ein herrliches Mahl zu verarbeiten, sodass am Tisch gute Laune und tolle Gespräche entstehen, und sich bei allen anschließend auch ein angenehmes Sättigungsgefühl einstellt. Wenn ich nämlich für hartverdiente viele Euros vor einem übergroßen Teller sitze, der fünfzehn Mini-Komponenten darbietet, die getürmt und/oder geschichtet, im richtigen Winkel an- und ineinander gesetzt, als buntes Farbenspiel aufeinander abgestimmt eher einem „bitte nicht anfassen“-Gemälde gleichen, und du dir ohne Lexikon anhand der Speisendeklaration nicht einmal traust, davon auch nur irgendetwas mit der Gabel anzustechen, geschweige denn in den Mund zu schieben, dann bin ich gerne schnell raus 😉

und dennoch fiel die Wahl auf mich

Gegen sieben andere Kandidaten, von denen einige gelernte Köche, ebenfalls Foodblogger oder Hobbyköche waren, sollte in Zweier-Gruppen „gegeneinander“ gekocht werden. Die Aufgabe war:

eine Hauptspeise und ein Dessert in 30 Minuten

Ich hätte zwar im Vorfeld, also wochen- oder tagelang vorher Rezepte studieren und mir Kreationen ausdenken können, aber erstens hatte ich dazu gar keine Zeit, zweitens hab ich von meiner Teilnahme auch erst relativ kurzfristig erfahren und drittens war ich ja in Urlaub, den ich – nein, WIR beide dringend nötig hatten. Zudem fehlten uns, den Teilnehmern, sehr sehr sehr lange die Details zur Veranstaltung.

Gute 24 Stunden vor dem „Wettkampftag“ kam die Info mit Ablaufplan, Details und dem Warenkorb, der zur Verfügung stand. Daraus, und nur daraus und nur in der jeweils zur Verfügung stehenden Menge des jeweiligen Produktes sollte gekocht werden.

Die Zeitvorgabe: 

Die ist dafür sportlich. Eine halbe Stunde für beides: Hauptgang und Dessert.

Dein geplanter Kochstart ist um 16.55 Uhr. Bitte dennoch um kurz vor 14.30 vor Ort sein. Danke.

Marketing, Elektra Bregenz

Diese Mail erreichte mich um 17.30h. Am nächsten Vormittag (am Tag vor dem Wettkampf), dh EINE NACHT später (!) sollten wir die wichtigsten benötigten Zutaten bekannt geben. Was für ein Glück, dass mein Hirn nachtaktiv ist 😉

ein tolles Dessert muss her

das war mein Plan. Aber: „Was geht sich in der Zeit aus? Ich will keine kalten Komponenten schichten. Ich will etwas backen. Ich will nicht optisch punkten, aber geschmacklich versagen. Ich will überraschen. Es muss etwas über mich aussagen…..“ Das waren so meine Gedanken.

Im letzten Jahr bin ich schon öfter unter Zeitdruck in einer Küche gestanden, musste mir Rezepte überlegen, die kurzfristig machbar sind, aber immer konnte ich zu Hause etwas vorbereiten. Das fiel diesmal flach.

Aber als ich dann „Dinkelwaffeln“ im Warenkorb fand, hatte ich mein Dessert gefunden:

Dixie Banana Bread Pudding

aus dem „USA-Kochbuch“ von Sheila Lukins. Diesen hatte ich in zweierlei Varianten schon mal gebacken, aber auch tatsächlich noch nie verbloggt oder gepostet. Geschmacklich echt Hammer, wenn man Bananen mag, aber optisch dann doch irgendwie kein Hingucker in der Auflaufform.

Der optische Geistesblitz traf mich dann beim Kaffeetrinken 😉 …“Ich serviere den Banana Bread Pudding einfach in einer schönen Kaffeetasse als „CaPuddccino“ 😉 (ich denke, dass mir diese kreative Präsentation gepaart mit einem überraschend tollen Geschmack im Endeffekt auch den Sieg gebracht hat, ist aber nur reine Vermutung)

und die Hauptspeise

Einmal kurz durchgerechnet, wieviel Zeit das Dessert in Anspruch nehmen würde, mit der finalen Backzeit von 8 Minuten im Hinterkopf, waren diese acht Minuten schlussendlich genau DAS Zeitfenster, das für den Hauptgang blieb. Sehr gewagt, aber dank meiner langjährigen Erfahrung als arbeitende Ehefrau, Mutter, Hausfrau, Putzfrau, Köchin, Managerin, u.u.u., sollte das doch kein Problem sein, oder?

wenn 8 Minuten reichen müssen

…dann sollte man nicht viel nachdenken müssen. Und es gibt tatsächlich ein Gericht, dass spontane Gäste von uns bis jetzt immer überrascht und überzeugt hat, nämlich meine „Pasta prezzemolo con gamberetti“ Gamberetti gab’s nicht, aber Fisch, das sollte genauso klappen.

Um mich zu versichern, dass sich alles ausgeht, hab ich einen Ablaufplan geschrieben, MrRight losgeschickt, mir noch die passenden Komponenten aus dem Warenkorb zu besorgen, den Timer auf 30 Minuten gestellt und einen Probelauf absolviert. Das Ergebnis? Ich kam mit der Zeit knapp nicht aus, die Nudeln waren zu fade, der Pudding zu süß, aber ich hab diese Erfahrung genutzt, um für den tatsächlichen Wettkampf noch an den Schrauben zu drehen.

AUSTRIAS NEXT KÜCHENCHEF:IN Wettbewerbstag

Abgesehen davon, dass ich extrem verkühlt war, hab ich mir nicht nur deshalb keine Chancen ausgerechnet, sondern vor allem weil die Konkurrenz eigentlich unschlagbar war. Alleine das, was ich während der Wettbewerbe so am Rande mitbekam (eigentlich waren wir in einen extra Raum verbannt ;) versetzte mich in so eine „was soll’s“-Stimmung. Aber: ganz nach meinem Motto, sollte man „Einfaches“ einfach nie unter-, UND dreißig Minuten nicht überschätzen 😉

mein unerwarteter Sieg

Was genau den Ausschlag für meinen Sieg gegeben hat, kann ich nur vermuten, oder wiedergeben, was MrRight so am Rande mitbekommen hat. Anscheinend hat meine Pasta noch nie so geil geschmeckt wie an diesem Tag ;), schwärmte er nach einer Kostprobe. Da es bis auf Salz, Pfeffer und Chili keine weiteren Gewürze gab, hat mich das umso mehr gefreut 🙂

ich hab ein Mulitfunktions-Backrohr gewonnen

Ich war irgendwie die Ruhe in Person, wahrscheinlich, weil ich es mittlerweile auch gewöhnt bin „unter Druck in fremden Küchen“ (LT1 Fernsehaufzeichnungen) zu arbeiten. Es macht mir einfach irrsinnigen Spaß vor „Publikum“ in einer Küche zu werkeln, da gehe ich so richtig auf. Und: ich mache nichts, was ich noch nie gemacht habe, keine Versuche, keine Unsicherheiten, kein Neuland.. außer das wäre das Thema 😉 Dennoch war ich unfassbar überrascht als mein Name als Siegerin genannt wurde. einfach unglaublich…

das Rezept vom Siegerdessert

für drei große oder vier kleine Tassen:

ZUTATEN:
300ml Milch
1/2 Vanilleschote
60-70g Rohrohrzucker (ca. 1EL für den Einschnee!)
1 EL Weizenmehl
1 EL Vanillepuddingpulver
1 Pr Salz
2 Eier
2-3 Dinkelwaffeln
1 TL Butter (und Butter zum Ausstreichen)
1 kleine Banane (75g)
Backrohr auf 200°C O/U mit Gitter in der Mitte vorheizen.
Milch mit ausgekratzter Vanilleschote einmal kurz aufkochen, Hitze reduzieren.
Zucker, Mehl, Puddingpulver und Salz gut vermengen und zur heißen Milch gießen. Unter ständigem Rühren einmal aufkochen und ein paar Minuten schwach köcheln lassen. Masse dickt ein. Dann zum Abkühlen beiseite stellen.
Die Tassen mit Butter ausstreichen und den Boden mit Waffelstücken auskleiden und mit ein paar Bananenscheiben belegen.
Eier trennen.
Eiweiß mit 1EL und 1 Pr Salz aufschlagen.
Die auf ca. 60° abgekühlte Milchmasse wieder auf den Herd stellen, die beiden Eidotter zugeben und unter ständigem Rühren bis zum Eindicken auf ca. 75°C erhitzen. 
Nun wieder beiseite stellen und noch die Butter einrühren.
Die Puddingmasse zur Hälfte auf die Tassen über die Bananen aufteilen, dann wieder Waffelstücke und Bananen auflegen und mit der restlichen Puddingcreme abschließen. Die Tassen sollen zu diesem Zeitpunkt mind. noch 1cm nach oben frei haben!
Den steif geschlagenen Baiserschaum mit einem Löffel auf die Tassen verteilen, für ein wenig karamelligen Crunch mit den Fingern noch etwas Zucker darüber streuen und dann für ca. 6-8 Minuten im Backrohr bräunen.
Wer mag, kann vor dem Servieren noch etwas Schokolade darüber reiben.

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