Marillenknödel

der Knödel – wieso weshalb warum

Um hier meinen österreichischen Bildungsauftrag zu erfüllen, gleich vorweg: Knödel sind in Österreich geformte Teigkugeln aus verschiedensten Grundzutaten (zum Beispiel zerquetschte Kartoffeln, altbackenes Brot, Topfen, Grieß), die in siedendem Wasser gegart werden und als Hauptspeise, deftige Beilage, Suppeneinlage oder süße Nachspeise gegessen werden.

Rein sprachlich entstand der Knödel schon zur Römerzeit aus dem „nodus“, dem lateinischen „Knoten“. Über das althochdeutsche „chnodo“ und das mittelhochdeutsche „knode“ (kleiner Hügel“) wird er dann zu dem, was er ist – dem Knödel.

Im Grunde aber war der Knödel eines der ersten haltbaren Lebensmittel. Der Brei, der übrig blieb beim Essen, wurde gepresst und gedrückt und war dann haltbar und einfach zu handhaben für den Transport.

Ein österreichisches Kind kommt an Knödeln nicht vorbei. Semmelknödel, Mehlknödel, Hascheeknödel, Grammelknödel, Grießknödel, Zwetschkenknödel, Marillenknödel, Germknödel, Spinatknödel, Apfelknödel, Topfenknödel, Kartoffelknödel, und noch viele mehr. Und immer wenn es zu Hause Hascheeknödel gab, dann hat meine Mama für mich die Variante in „süß“ gemacht, mit Zwetschken oder Marillen. Ich bin auch heute noch kein Fan von Wursthaschee, und wenn es denn ein deftig gefüllter Knödel sein soll, dann bitte mit Grammeln.

Und wenn das österreichische weibliche Kind dann eine eigene Herde zu versorgen hat, dann weiß es, dass Knödel im wallenden Wasser kochend immer dann fertig sind, wenn sie „oben schwimmen“, denn auch das wird uns fast mit der Muttermilch weiter gegeben. Aber warum ist das so? Das spezifische Gewicht wird geringer und der Knödel steigt nach oben, weil das „Archimedische Prinzip“ greift: Das Gewicht der verdrängten Wassermenge hängt mit dem wachsenden Volumen des Knödels zusammen. Daher steigt der Knödel nach oben und ist fertig. Wir werden also auch gleich mit den Grundprinzipien der Physik ausgestattet.

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Gerne hat man früher Früchte verknödelt, die zu unreif oder zu sauer waren, um gleich gegessen zu werden bzw. um Marmelade daraus zu machen. In Kartoffel- oder Topfenteig gehüllt, wurden und werden sie noch heute in gerösteten, gezuckerten und aromatisierten Semmelbrösel gewälzt und serviert.

Meine Großeltern hatten viele Obstbäume. Und wenn dann nach einem Unwetter viele Früchte zu früh herunterfielen oder warum auch immer, die Früchte sehr sauer waren, hat sie gerade bei Marillen immer den Kern gegen ein Stück Würfelzucker ersetzt. Bis heute halte ich das bei Marillen so bei, denn die werden durch das „Kochen“ nicht wirklich süßer 😉

Rezept mit Topfenteig

für 10-16 Marillenknödel je nach Fruchtgröße:
400g Weizenmehl universal
500g Topfen 20% Fett
2 Eier
120g zimmerwarme Butter
1 Pr Salz
Alle Zutaten in eine große Schüssel geben und zuerst mit einem Teigschaber und später mit den Händen gut verkneten.
Gegen Ende etwas Mehl auf der Arbeitsfläche verteilen und die Masse zu einem glatten Teig verkneten.

Großen Topf mit Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen.
Den Teig zu einem dicken Strang wirken und  gleiche Teile abstechen.

Den Teigteil mit mehligen Händen flach drücken, die Unterseite in Mehl drücken und auf die flache Hand legen, Frucht einlegen, dann den Teig sanft über die Frucht hochziehen und gut verschließen. 
Knödel etwas in Mehl wälzen und auf Mehl absetzen. 

Die Knödel in das kochende Wasser legen und leicht wallend ca. 15 min köcheln lassen bis sie oben schwimmen.

Marillenknödel sind für viele eine Nachspeise, aber in meiner Küche sind sie eine süße Hauptspeise, die maximal von einer leichten Suppe im Vorfeld begleitet werden, aber nicht einmal das kommt oft vor.

Und neben dem Stück Würfelzucker ist das Allerwichtigste, die Semmelbrösel so zu verfeinern, dass sie das Geschmackserlebnis abrunden:

Zubereitung Semmelbrösel

Ich mach immer gleich eine größere Menge und lagere die gut verschlossen im Kühlschrank:

Dazu nehme ich ca. 90g Butter und schmelze diese bei mittlerer Temperatur in einer großen Pfanne. Dann gebe ich so viele Brösel in die Pfanne, dass diese gut gefüllt ist und höre nicht auf zu Rühren. Es dauert etwas, aber hat die Pfanne mal genug Hitze, kann es schnell gehen. Werden die Semmelbrösel braun, die Pfanne vom Herd ziehen, da sie immer noch Hitze an die Brösel abgibt. Nun die Brösel mit Zucker und Zimt nach Geschmack würzen. Ich nehme gerne auch ein Apfelstrudelgewürz, denn da ist genau das Aroma drinnen, das richtig gute Semmelbrösel brauchen.
so geht das 😉

Kleine Anekdote aus meiner Kindheit: Meine Eltern hatten kaum Süßigkeiten gebunkert. Die gab es für uns Kinder immer nur zu besonderen Anlässen. Wenn ich also Lust auf Süßes hatte, schlich ich an den Kühlschrank und löffelte die süßen Semmelbrösel 😉

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