Ente gut – alles gut?

Ungeplante Entenbrut

Als Berti, unser Entenerpel, am 6. März abends plötzlich ganz nervös den Hals ganz hoch streckend im Garten auf und ab lief, und wir Erna, seine heißbeliebten Entengattin, nicht fanden, hatten wir vieles vermutet, aber nicht das.

Aber ich beginne ganz von vorne:

Am 23. August 2021 sollten zur Schneckenvernichtung kurzfristig zwei Laufenten bei uns einziehen. Freunde eines benachbarten Hofes hatten junge Enten. Zwei davon packte man mir mit den Worten „einfach in den Garten setzen, da ist nichts zu beachten, und in einer Woche bringst du sie uns zurück.“ in eine Schachtel, ohne auf das Geschlecht zu achten.

Tja, aber wir hatten die Rechnung ohne die Enten gemacht, denn schon in der ersten Nacht verschwanden sie spurlos. #entlaufenten

Besonders unangenehm war mir, dass die Tiere ja nur geborgt waren, aber diese Sorge wurde mir sofort genommen, denn es war Gott sei Dank kein Problem, und sollte ich sie wieder finden, dürfte ich sie nun behalten.

Wie durch Zufall fand ich beide Enten zwei Tage später bei einem anderen Nachbarhof wieder🤣. Wir fingen sie ein, aber in derselben Nacht verschwanden sie abermals. Und die lieben Tierchen wiederholten dieses Spiel bestimmt noch dreimal, woraufhin ich die Empfehlung aus dem Internet, dass sich Enten nicht mit Hühnern verstehen, verwarf, und sie im Hühnergehege unterbrachte. (aber nicht, ohne vorher das Gehege davor noch ausbruchsicherer zu machen) .

Und siehe da: Offensichtlich suchten sie einfach nur Gesellschaft, denn das gemeinsame Geflügelleben gestaltete sich prächtig und die Enten blieben.

Anfang des Jahres wurde durch den ersten – sehr lustigen, und tollpatschigen Paarungsakt – schlussendlich auch bestätigt, dass es sich bei den beiden Quakis tatsächlich um ein echtes Pärchen handelte, und die Namen „Erna und Berti“ absolut gerechtfertigt waren.

Anfang Februar musste ich nach einem sehr einträchtigen und friedlichen Winter zwischen meinen Hühnern und Enten jedoch feststellen, dass es mit dem Frieden plötzlich vorbei war. Immer wieder musste ich beobachten, dass Berti den Hühnern gegenüber aggressiver wurde, und dass Erna jede Gelegenheit nutze, um aus dem Hühnergehege zu entfliehen. Fast täglich musste ich sie suchen und wieder ins Gehege locken. Vermutlich war sie auf der Suche nach einem geeigneten Eiablageplatz, und so hab ich entschieden, mein Entenpärchen in unseren Garten zu übersiedeln und von den Hühnern zu separieren. (Im Nachhinein war mir klar, dass Bertis verändertes leicht aggressives Verhalten allen anderen Tieren gegenüber, sein Fortpflanzungstrieb war 😉 Männer halt )

Und tatsächlich konnte ich am 13.Februar das erste Entenei aus der von mir vorbereiteten Heubox entnehmen. Die Annahme, dass das erste Entenei nur deswegen so klein war, weil es Ernas Erstes war, bestätigen die folgenden Tage nicht 😉 Die Eier blieben so klein. Bis 22.Februar fand ich – immer wieder gut versteckt – gesamt acht Enteneier, die ich auch ohne Bedenken in der Küche einsetzte. Leider aber gefiel Berta gar nicht, dass ihre Eier immer verschwanden, und so lagen ab 22.Februar kein Entenei mehr in „meiner Heubox“.

gut versteckt im Heu fand ich oft erst keines und dann am nächsten Tag zwei 💛
#enteneier

Enteneier essen.

Dass man Enteneier nicht essen könne, ist ein Mythos, Wikipedia erzählt uns: Enteneier haben 0,41 g mehr Kohlenhydrate und 2,97 g mehr Protein pro Portion als ein Hühnerei. Sie bestechen durch Vielseitigkeit und Tiefe im Geschmack und erzielen vollere und reichhaltigere Aromen. Sie sind heute genauso einfach zu verwenden wie ein gewöhnliches Hühnerei. Konditoren wählen sie wegen des Eigelbs und des cremigen Geschmacks, ideal für Baisers, Crème Brûlées oder Kuchen.

Aufgrund der Lebensweise von Enten besteht jedoch eine erhöhte Gefahr des Befalls mit Salmonellen und weiteren Erregern, in Großbritannien soll in den 1920er Jahren ein Ausbruch von Paratyphus durch den Verzehr von Enteneiern verursacht worden sein. In Deutschland wurden 1936 erste gesetzliche Bestimmungen für den Handel mit ihnen erlassen, die modifiziert auch heute noch gelten und verordnen, die Eier nur mit einem Aufdruck „Verbraucherhinweis: Vor Verzehr 10 Minuten durcherhitzen“ in Verkehr zu bringen. Nach dieser Zeit sind sie durchgegart und alle Erreger abgetötet.

Das allererste Entenei wurde übrigens gleich hart gekocht verkostet, die restlichen hab ich in Kuchen verbacken.

Bei Berti konnte ich ab da schon wieder ein komplett verändertes Verhalten beobachten. War er davor ein egoistischer Esser und eher auf seinen eigenen Vorteil bedacht, so stand Erna und ihr Wohlbefinden für ihn nun absolut im Vordergrund.

Bald schon konnten wir beobachten, dass Erna morgens unter der Stiege unseres alten Geräteschuppens hervorkam, während Berti – egal wie kalt es war – mitten im Garten auf die Vollbringung ihrer Arbeit wartete. Ich sah, dass sie dort ein Nest vorbereitete und ihre Eier ablegte. Diesmal wollte ich nicht wieder denselben Fehler machen. Ich ließ die Eier wo sie waren, denn ansonsten hätte ich das Nest womöglich gar nicht mehr gefunden. Mir war klar, dass ich den natürlich Trieb nicht verhindern konnte. Dazu gibts folgendes schönes Video.

Und dann kam der 6. März – ein Sonntag – wie anfangs beschrieben. Bertis Verhalten hatte sich zu einem scharfen Bewacher verändert. Aufgeregt reckte er den Hals und flog auf jede höhere Möglichkeit in unserem Garten, was er davor nie getan hatte. Die Vermutung, dass Erna zu brüten begonnen hatte, bestätigte sich „Gott sei Dank“, denn für mich wäre ein endgültiges Verschwinden von Erna viel schlimmer gewesen. (Video) Aber es bestätigte sich leider auch die Vermutung, dass unsere Enten mit Sicherheit keine reinrassigen Laufenten waren, denn die fliegen NICHT 😉 Eher schon tippten wir da schon auf einen Mix aus Laufente und Wildente, oder gar Stockente, da Erna und Berti begeisterte Schwimmer (siehe Video) waren.

Geplant war es nicht, Entenküken zu bekommen, aber die Natur ist nicht aufzuhalten.

Enten brüten ca. 28 Tage. Gerechnet vom 6. März, wäre der "Schlupftermin" dann ca. der 4. April. Eventuell gilt diese Zeitrechnung aber erst ab dem Tag, an dem sie tatsächlich ganztags auf dem Nest sitzt, dh der "Geburtstermin" könnte auch erste eine Woche später sein.

Die ersten Tage war Berti in seiner Aufgabe als Beschützer sehr nervös. Sein Blick wanderte immer in die Luft, hoch reckte er den Hals, und immer wenn Erna abends aufs Nest ging, wirkte er so, als würde er sie suchen. Fast täglich flog er dann über den Zaun auf die Nachbargrundstücke, und mehr als einmal mussten wir ihn suchen und nach Hause geleiten.

Schlimmer wurde es dann ab 12. März: Erna verblieb fast ganztags am Nest. Berti wirkte extrem einsam so allein, denn Erna kam nur mehr so gegen 17h aus dem Nest, wusch sich, trank und fraß. Nach Erna konnten wir fast die Uhr richten. Einsam hockte Berti oft stundenlang vor dem Tor zum Hühnergehege und ich konnte nicht erkennen, ob er Wache hielt oder Nähe suchte.

Am 16. März watschelte Berti wieder mal abends verzweifelt am Nachbargründstück am Zaun vor unserem Garten auf und ab. Bei meinem Versuchen, ihn wieder zu uns herüber zu locken, dürfte ich ihn so aufgeschreckt haben, dass er abhob und weit hinaus an den Waldrand flog. Hätte ihn MrRight an diesem Abend nicht mit der Taschenlampe gesucht und wieder heim geleitet, ich weiß nicht, ob er wieder heim gefunden hätte (seht dazu dieses nette Video) Zumindest dachte ich das an diesem Abend 😉

Als wir dann am 21.März nach einem viertätigen Kurztrip mit dem Camper so gegen 19 Uhr nach Hause kamen, und ich kurz nach den Hühnern schauen wollte, wer saß da ganz gemütlich im Legenest bei den Hühner? Berti 🤣🤣 Offensichtlich wollte er nicht länger alleine bleiben 😉 Und wenn ich eines in den letzten Wochen gelernt hab, dann, dass man Enten nichts aufzwingen kann.

Am 26. März war Berti dann plötzlich schon am frühen Vormittag weg. Den ganzen Tag hielt ich Ausschau, aber er war nicht mehr zu sehen. Diesmal dachte ich wirklich, dass er endgültig weg war. Als ich MrRight am Abend ganz unruhig und auch traurig von Bertis endgültigem Verschwinden berichtete, hörten wir plötzlich ein dumpfes Geräusch an der Hauswand. Und als wir nachsahen, watschelte er unversehrt rund ums Haus auf die Terrasse 🤣 Glücklich, dass er heimgekehrt war, hatten wir sofort Disneys Quack, den Bruchpiloten, oder auch den Albatros „Orwell“ von Bernhard&Bianca im Kopf.

Ich hab nun akzeptiert, dass Berti tut, was er tun muss, weil er nicht alleine sein will und seiner Entengattin auch nicht helfen kann.

Außerdem muss ich anerkennen, was für eine brave Entenmama Erna ist. Ohne gesehen zu haben, was zu tun ist, hat sie alleine ihr Nest gebaut, sich die Daunen ausgerupft und kümmert sich einzigartig um ihre Eier. Ich hab mal versucht kurz nachzuschauen, wieviel Eier sich darin befinden, aber die sind tatsächlich sehr sehr gut abgedeckt, und das Nest ist sogar leicht in die Erde hinein gebuddelt.

Enteneier könnten bis zu 48h unbebrütet bleiben, wenn sie gut abgedeckt sind, aber diesen Luxus gönnt sich Erna gar nicht. Aber aufgrund dieses Facts sind die 28 Tage Brutzeit nur eine vage Aussage. Ich habe von Enten gelesen, die bis zu 3 Monate auf dem Nest saßen bis die Küken geschlüpft waren.

Wir sind nun alle wirklich neugierig, wann Schlupftag ist, was für kleine Mini-Küken aus diesen Mini-Eiern schlüpfen und vor allem auch wieviele 🐣🐥🐣🐥🐣🐥🐣🐥🐣🐥 Vielleicht klappt’s ja genau zu Ostern 😉

Meine Tiere so nah beobachten zu dürfen, wie sie sich in ihrem natürlichem Zyklus verhalten, ihre Verhaltensweise daran anpassen und sich dabei auch nichts aufzwingen lassen, betrachte ich als ein Geschenk. Ich hoffe einfach nur, dass es ihnen auch ein wenig gefällt bei uns 😉

Alle meine Videos findest du auch auf meinem Youtube-Kanal @myclaudstories

2 Antworten zu „Ente gut – alles gut?”.

  1. Was für ein schöner Artikel, auch wenn ich Großteile der Geschichte schon bei IG mitverfolgt habe! Aber ich wusste gar nicht, dass Du jetzt auch YouTuberin bist! 😃👏🏻 Ich finde es jedenfalls als Großstadtpflanze total spannend, mir Dein ländliches Leben mit den Huhns und Quakis anzugucken und freu mich jetzt schon auf die Brut! 😍
    #claudiastierleben

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  2. Ich habe heute zum ersten Mal (auch wie Oda) bei Instagram davon gehört, dass Du ein neues Projekt bzw. sich ein neues Projekt bei Dir selbst gestartet hat und hab‘ gleich auf Deinem Blog nachgeschaut ob’s mehr dazu gibt. Und Tata Deinen schönen Artikel und die tollen YouTube-Videos dazu gefunden. Großartig!! Viel Erfolg und Freude für alles was da noch kommen wird…🐣🐥🦆
    Liebe Grüße
    Amalie

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