my September and my October

sorry, so sorry

Die Tage wirbeln an mir vorbei wie das Herbstlaub, und ich habe es Anfang Oktober einfach nicht geschafft, einen September-Rückblick zu verfassen. Gewohnheiten sollte man aber beibehalten, also fasse ich nun die wichtigsten Ereignisse der beiden Monate zusammen:

LittleMrRight ist 1 Jahr alt

„Unfuckingfassbar“ würde Rea Garvey sagen, denn nun ist mein kleiner Enkelsohn bereits ein Jahr alt. Noch kurz vor „Coro…lalala..nanan“ (unserer neue Zeitrechnung) war es für mich unvorstellbar, bald Großmutter zu sein, zu lieben es zu sein und es auch sein zu wollen. Noch einen Tag vor seiner Geburt plagten mich Gedanken wie „Kann man ein Kind, das nicht aus dem eigenen Bauch geschlüpft ist, so lieben wie die eigenen“ Ja, sorry, aber genau das waren tatsächlich meine Gedanken.

Als ich LittleMrRight dann zum ersten Mal im Arm hielt, war es tatsächlich um mich geschehen. Ja, ich weiß, das hört man immer, aber es ist wirklich so 😉 Er sah meinem Sohn, seinem Vater, so unfassbar ähnlich, und das Band der Liebe war geschnürt. Ich liebe es unglaublich, Großmutter zu sein. Ich liebe es, weil ich merke, wie gelassen ich an die Dinge herangehe. Es freut mich, wenn ich den Kleinen an mich nehme, weil die pflichtbewussten und TagundNacht geforderten jungen Eltern dringend Schlaf brauchen, weil der kleine Mann gerne „fordert“,und er dann bei mir sanft einschläft, weil ich ohne Druck an die „Sache“ herangehen kann. Ich habe diese Ruhe, weil ich weiß, dass ich es „schon mal“ geschafft habe. Ich muss nichts mehr beweisen, ich darf einfach sein… Großeltern wissen, dass diese ganzen „wichtigen Dinge“ gar nicht so wichtig sind.

Ich liebe es, wie er jetzt schon auf mein Gesicht und meine Stimme reagiert, und freue mich darauf, das erste Mal „Oma“ aus seinem Mund zu hören. Er hält mich aktuell am Leben und er hält mich hier, denn ich möchte ihm einmal zeigen, wie wundervoll das Leben sein kann, wenn man loslässt, mit ihm durch den Matsch springen, den Hühnern hinterherjagen und aus den Eiern leckeren Kuchen zu machen. Denn ich befürchte, ich hab bei meinen Kindern nie losgelassen, war permanent am „Erziehen“, am „alles richtig machen“ und jetzt möchte ich einfach „machen“ und „einfach sein“…

endlich Urlaub…

Mitte September ging es dann endlich in Urlaub. Wir hatten keinen richtigen Plan, außer dass uns LittleMrRights Eltern gerne bei deren Urlaub in Belgien dabei gehabt hätten. Wir wollten aber nicht, dass deren erste Reise zu dritt von den Großeltern geprägt würde und trauten ihnen das wohl alleine zu, aber wir versprachen, „auf ein, zwei Tage“ vorbeizukommen.

MrRight hatte zu diesem Zeitpunkt ein gesundheitliches und psychisches Tief. Neben dem operierten Knie, das ihn von seinem geliebten Sport abhielt, machte ihm seine chronisch-entzündliche Erkrankung immer mehr zu schaffen, die er seit der Pubertät hat. Es zeigten sich vermehrt neue Symptome und er fühlte sich nicht ernst genommen von den Ärzten. Dazu kam auch noch seine Otosklerose, wegen der er seit einigen Jahren Hörgeräte trägt. Er hatte kein Lust auf Urlaub, und ich wusste aber, dass er ihn nötiger hatte, als er es ahnte.

Ich organisierte alles alleine. Unser alter Camper war für uns beide nicht mehr komfortabel genug, dazu hatten wir beide aktuell viel zu viele Schmerzen. Also mietete ich einen Ford Nugget – immer noch kein Wohnmobil, immer noch etwas „wild“, aber der Komfort, der uns beiden gut tat. Bis wir am Abreisetag schlussendlich drinnen saßen und losfuhren, hab ich alles alleine gepackt, mich von MrRights Missmut nicht abbringen lassen, und als seine Seelenverwandte gewusst, dass es das ist, was wir tun müssen. Und gut hat es getan: uns beiden als Paar, jedem von uns körperlich, und einfach überhaupt war dieser Urlaub so wichtig und nötig für uns beide.

So haben uns in 14 Tagen vier Länder (Deutschland, Belgien, Frankreich und Luxemburg) mit offenen Armen aufgenommen, sind wir entspannt und locker 3.450km mit dem „Auto“ gefahren (von denen fast alle MrRight gefahren ist), haben wir für acht Nächte auf Campingplätzen oder Stellplätzen 167€ bezahlt (wobei die zwei Nächte auf dem Campingplatz in Paris alleine 95€ gekostet haben) und konnten fünf Nächte gratis verbringen. Wir haben liebe Freunde getroffen, einen wunderbaren Tag mit LittleMrRight am Strand verbracht (während seine Eltern einen kinderlosen Tag genossen) und haben satte 300km mit dem Rad zurück gelegt. Wir haben so viele wunderschöne Orte gesehen, nette Menschen kennen gelernt und vor allem Frankreich lieben gelernt. Ich wollte das perfekte Baguette und das perfekte Croissant finden, und alle waren bei der Suche behilflich. Das Wetter war so was von auf unserer Seite, denn es hat tatsächlich nur an einem Tag geregnet und den haben wir vorausschauend für eine weite Autofahrt genutzt. Ich hab tatsächlich, ohne es im Vorfeld herausgesucht zu haben, ein Bäckermuseum besucht, und wir sind auch total ungeplant, den Spuren des Buches gefolgt, das ich derzeit lese.

Ich bin immer wieder erstaunt, was die Welt noch Wunderbares zu bieten hat, von dem ich gar nicht wusste, das es das gibt: Schwimmende Gärten, das Herz einer Weinbergschnecke schlagen zu sehen, Amiens – eine französische Stadt, die wie für mich gemacht schien, und schlussendlich wie hinreissend Luxemburg ist.

MrRight hat sich fallen lassen, in meine Arme und in meine Ideen und wir haben es geliebt. Wir haben geschlemmt, was das Zeug hielt, haben leckere Croissants, Baguetten, Tarteletts, Austern, Muscheln und auch Schnecken gegessen (wobei ich auf die jedenfalls verzichten könnte). Wir haben erkannt, dass Städteerkunden per Fahrrad einfach optimal ist und sind durch Brüssel, Paris und Luxemburg geradelt.

Wir konnten in diesem Urlaub sogar „Co..blabla..rona“ fast vergessen, haben so viele liebe und nette Menschen getroffen und auch kennen gelernt. Ich habe wieder mal gespürt, dass „aufeinander zugehen“ noch existiert und auch gelebt wird.

Afba

Und kaum waren wir vom Urlaub zurück, ging es auch schon nach Wien zur Preisverleihung des Austrian Food Blog Award, bei dem ich doch tatsächlich in der Kategorie „besseressen21“ auf der Shortlist gelandet war.

Dass die Veranstaltung dann aber irgendwie nicht ganz dem entsprach, was ich mir in meiner kindlichen Naivität vorgestellt hatte #likeoscarverleihung und ich ohne Preise und dafür mit ziemlich leeren Magen wieder heimfuhr, ist grundsätzlich ziemlich nebensächlich in diesem Monat, aber erwähnt muss es dennoch werden.

Selbständig – heißt „selbst“und „ständig“

Nach der Preisverleihung vom Afba machte ich einen kleinen Schritt für die Menschheit und dafür einen riesengroßen Schritt für mich – raus aus der Grauzone, rein ich die Welt der Selbständigen. Na gut, ich wurde eher geschubst, aber manchmal tut so ein kleiner Schubs ziemlich gut, denn dass ich diesen Schritt gehen wollte, wusste ich schon lange. Ihn dann aber tatsächlich zu gehen, ist wieder etwas anderes 😉

Und danach überschlugen sich plötzlich die Ereignisse. Zuerst kamen jede Menge Behördengänge, Beratungen und Anträge. Mein Kopf war nach vierzehn Tagen so voller neuem Wissen, dass ich begann die ganze Sache schwer anzuzweifeln, denn mit dem vielen Wissen kamen die ganzen Dinge ans Tageslicht, derer man sich beim „Träumen von der Zukunft“ gerne verschließt. Aber dennoch fühlte es sich immer noch richtig an.

Plötzlich gingen Türen dort auf, wo ich es nicht erwartet hatte und dafür woanders zu, wo ich schon fast am Durchtreten war. Mein Kopf fährt jeden Abend Achterbahn, mein Sicherheits-Ich flüstert mir nachts immer zu, dass ich bestimmt IRGENDETWAS nicht bedacht habe, mein Kreativitäts-ICH hüpft den ganzen Tag vor Freude, wenn es sich ausleben darf, mein Pflichtbewusstseins-ICH hebt mindestens einmal pro Tag den Finger, weil es weiß, dass ich bestimmt irgendetwas übersehen hab, und leider ist mein Aufmerksamkeits-Ich derzeit in Krankenstand, denn oft weiß ich nicht mal mehr, wo ich mein Brille, oder mein Handy, oder gar meine Kaffeetasse das letzte Mal gesehen hab.

In den letzten eineinhalb Jahren hab ich geduldig und achtsam gelebt – immer mit diesem, meinem, kleinen Wunsch im Hinterkopf. Hab zugehört, hab dort und da Menschen kennen gelernt, hab vieles in meinem Kopf abgespeichert, die Augen und die Ohren aufgesperrt. Ich habe gelernt, dass das, was zu dir will, zu dir kommt, und das, was nicht zu dir soll, nicht zu dir kommt. Und wenn man sich dieser Gewissheit hingibt, die Zeichen richtig deutet, dann könnte ich jetzt ein Buch über schicksalshafte Begegnungen schreiben, aber das ist eine andere Geschichte….

3 Antworten zu „my September and my October”.

  1. Liebe Claudia,
    so ein schöner Artikel mit wundervollen Fotos und so viel positivem und fröhlichem Lebensmut!
    Liebe Grüße aus dem Wohnzimmer,
    Amalie

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    1. Liebe Amalie, es freut mich immer unendlich, wenn mein Lebens“mut“ in meinen Beträgen so „ankommt“. Vielen lieben Dank für deinen lieben Kommentar 💛

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  2. Avatar von Ursula Friesenegger
    Ursula Friesenegger

    Super Claudia, endlich ist die Claudia die ich vor einer gelebten Ewigkeit kannte, wieder da. Weiter so. Ich freu mich für dich und werde gerne deinem Blog folgen.

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