Werte Leserschaft!
Die Verfasserin entschuldigt sich, denn sie war in den letzten zwei bis drei Wochen leicht unpässlich. Eine etwas lästige chronische Erkrankung hat sie nicht am öffentlichen Geschehen teilnehmen lassen. Nichts desto trotz hat sie Dank neuester Technologien manch Klatsch erreicht (social media sei Dank) – Vielleicht mag es der eine, oder die andere Leserin bemerken, ich habe mir die letzte Staffel „Bridgerton“ einverleibt 😉. Danach „Queen Charlotte“ und danach alle Staffeln „Bridgerton“ in Originalversion (sprich in englischem „Englisch“) noch mal von vorne. Neben meiner körperlichen Schwäche, hatte ich also auch Fieber – Serienfieber😉

Mag es an der schönen Wortwahl der damaligen Zeit liegen, an den schönen Kleidern und den charmanten Herren, oder daran, dass man in der 3.Staffel einer „Molligen“ die Hauptrolle UND den „Prinzen“ schenkte, ich liebe diese Serie, gleichwohl ich anfangs etwas Zeit brauchte, um wieder einzutauchen. Warum nur, fragt sich die Gesellschaft. Zeigt „Bridgerton“ nicht Ähnliches wie „Germanys next Topmodel“? Schöner, schlanker, gute Manieren und der rechte Gatte ist gesichert. Nicht zu klug, schon gar nicht belesen – das braucht kein Mann. Und dennoch zeigt uns diese Serie damals wie heute, dass Schlagfertigkeit, Mut und „zu sich selber stehen“ doch Sinn macht. Es sind gerade die andersdenkenden Frauen, die in den Vordergrund gerückt werden, die, die nicht heiraten wollen, die, die lieber lesen, die, die lieber „verrucht“ mit der Kunst durchs Leben gehen, die, die sich durchsetzen und lieber den Unscheinbaren, als den Prinzen wählen und diejenigen Witwen, die mit dem ererbten Reichtum des Gatten, endlich frei leben können. Schöne Kleider und ein traumhaftes Anwesen würden wir alle nicht abweisen.
Selbstverständlich ist der werten Leserschaft und mir ganz deutlich bewusst, dass es sich um reine Fiktion handelt. Aber alleine die Mini-Serie über „Queen Charlotte“ zeigt, dass hier vieles historischen Hintergrund hat. Ein Adelstitel ging nach dem Ableben des männlichen Trägers nicht automatisch an die Gattin, dieser ging an den männlichen Nachkommen. Zumindest vor 1829. Und welche Mutter wünscht sich für ihre Tochter nicht auch heute noch „eine gute Partie“. Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen…
Aber nun, werte Leserschaft, Klatsch und Tratsch aus der heutigen Zeit:
Wie jedes Jahr um diese Zeit ist in den Kreisen der Fooblogger-Szene gerade „Saison“. Der AFBA ist auf der Suche nach seinem heurigen Juwel, aber statt „Queen Charlotte“ ist es für den AFBA Alexandra Palla, die nach diesem sucht. Beim AFBA aber, dem Austria Foodblog Award, wird jedes Jahr Anfang Oktober nicht bloß ein Juwel gekürt, sondern sogar mehrere, in unterschiedlichen Kategorien. Und statt einem reichen Ehemann locken tolle Sachpreise, aber vor allem „der Titel“.

Die Verfasserin hat 2022 bereits einen Titel mit nach Hause genommen, und zwar in der Kategorie „BACKEN“, was viele, die ihre gebackenen Leckereien bereits verkosten durften, nicht verwundern mag. Und obwohl sie eigentlich nicht mehr teilnehmen wollte, hat sie sich doch dazu entschieden, sich auch diese Saison – also heuer– noch mal in vier Kategorien der gestrengen Jury zu stellen. Nicht aber in der Kategorie „Backen“, und nicht weil sie dringend eines der Küchengeräte braucht, auch nicht, weil sie hofft, erneut einen Titel zu gewinnen, sondern, weil … ja, warum eigentlich? … weil sie dazu gehören will, zu den großen österreichischen Foodblogger:innen, die man kennt und nennt. Denn im Grunde ist es doch auch heute noch so wie damals bzw bei den „Bridgertons“. Wird nicht über dich gesprochen, bist du ein Mauerblümchen und irgendwann vergessen, denn alles andere ist ein Märchen oder Fiktion. Wohlgleich es bestimmt einige gibt, die lieber „schlechte Nachrede“ als gar kein Gerede über ihre Person in Kauf nehmen, um nicht an der Wand zu stehen. Denn wie sagt Penelope so schön: „Stehst du einmal an der Wand, kommst du schwer wieder davon los.“
Heute jedoch ist es uns gestatten, selber zu entscheiden, in welche Kreise wir uns BEgeben und mit welchen Menschen, wir uns UMgeben möchten. Aber sollte das heute wie damals nicht auch eine Sympathie-Frage sein? Oder ist heute alles genauso ein „Theater“ wie es uns „Bridgerton“ weismachen möchte: dass „ehrliche Worte“ nur hinter verschlossenen Türen ausgesprochen werden, und unser Verhalten im Aneinandertreffen an eine gewisse Erwartungshaltung der Gesellschaft gebunden ist? Oder besser gesagt an unser Streben nach Ruhm und Anerkennung? Wieviel Unterschied macht es dann, ob eine junge Dame früher „das Beste aus sich“ herausholte, um den begehrtesten Junggesellen für sich zu gewinnen, oder ob (Food)Blogger:innen ihr wahres ICH verbergen, um so viele Partner (oder „Folgende“ ;)) wie möglich zu gewinnen? Keinen, würd ich sagen…..






Ihre Lady Whistledown, in diesem Falle
Claudia
Biscuits oder Biskuitroulade
Nachdem ich mich nun wieder gefunden habe, möchte ich erklären, wie es denn nun zur Biskuitroulade kam, und was das alles mit den „Bridgertons“ auf sich hat. Immer schon, wenn die Multiple Sklerose mir ihr wahres Gesicht zeigt, backe ich – um mir zu zeigen, dass ich noch „funktioniere“, früher eher um mich und meinen Körper zu fordern, heute mehr um eine wunderschöne Routine zu genießen. Denn Backen ist für mich Entspannung und „einfach ich“.






Doch was soll ich backen? Ohne viel Aufhebens und haltbar, mit möglichst vielen Eiern, da meine Huhns heuer unglaublich fleißige Eierlegerinnen sind. Etwas, das sich leicht mitnehmen lässt, bei der aktuellen Hitze nicht „schlecht“ wird, weder zusammen- noch auseinander läuft?
Als ich dann also dabei war, mir die komplette Serie „Bridgerton“ in Originalfassung anzuschauen, (wobei mir zum ersten Mal in meinem Leben der große Unterschied zwischen dem amerikanischen „Englisch“ und dem englischen „Englisch“ aufgefallen ist), fiel immer wieder das Wort „biscuit“, wenn man von den umfang- und blumenreichen Mehlspeisenbuffet sprach, das sich zu jedem Anlass wiederfand. Macarons-Türme, kleine Törtchen, Mille Feuille usw. Aber man bot sich „biscuits“ an, also eigentlich Kekse. Oder mag es auch einfach „Mehlspeise“ heißen. Ich jedoch assoziierte Biskuitroulade😉 Und weil die definitiv bei den „Bridgertons“ gefehlt hat, gibts die heute bei mir – in hoffentlich gelungenem – Bridgerton-Ambiente.







Als kleines Detail am Rande:
Dieses Rezept hab ich von meiner Mama. Seit 30 Jahren nie verändert ist das DIE Mehlspeise, die immer und jederzeit (ob hochschwanger, mitten im größten Chaos, neben drei Kindern, der Arbeit, dem Haus und dem Garten) schnell gemacht und immer gelungen ist, wenn plötzlich Besuch kam, oder ich einfach keine Zeit für etwas anderes hatte … ein „Erfolgsrezept“ sozusagen, das ich gerne an euch weitergebe.
Traditionelle BISKUITROULADE – Rezept

ZUTATEN:
5 große Eier
240g Feinkristallzucker
2P Vanillezucker
6 EL warmes Wasser
200g Weizenmehl W700
1 TL Backpulver
Man könnte hier jetzt die Eier trennen und den Schnee extra schlagen. Aber wie hier schon mal erwähnt, war früher das Backen für mich eher Pflicht als Kür, und so hab ich schnell erkannt, dass es auch ohne Schnee geht. Und ich schreibe heute DIE Zubereitung auf, wie ICH sie mache:
ZUBEREITUNG:
Die Eier in die Rührschüssel einer Küchenmaschine schlagen, Zucker, Vanillezucker und die 6 EL warmes Wasser zugeben. Langsam beginnend mit dem Schneebesen anschlagen (sonst schwabbt alles raus 😉 - die Geschwindigkeit langsam höher stellen und für einige Minuten so lange schlagen bis eine dichte hellgelb-schaumige Masse entstanden ist.
In der Zwischenzeit das Backrohr auf 200° Umluft vorheizen und ein Backblech mit Backpapier auslegen. In diesem Fall empfehle ich KEINE Dauerbackfolie.
Mehl mit Backpulver gut vermengen.
Wenn die Dottermasse schaumig gelb geworden ist, das mit Backpulver vermengte Mehl in zwei Etappen über die Dottermasse sieben und mit einem großen Schneebesen unterheben bis keine Mehl mehr zu erkennen ist.
Diese Masse nun gleichmäßig auf dem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen und für 8-10 min bei der vorgeheizten Temperatur backen. Der Teig sollte goldgelb sein und sich noch weich angreifen!
Während des Backvorgangs ein Geschirrtuch mit der kurzen Seite zum Körper auf der Arbeitsfläche auslegen, mit Wasser besprühen und mit Kristallzucker bestreuen.
Hat der Teig seine Farbe erreicht (bei mir tatsächlich nach exakt 10 Minuten), das Backblech aus dem Ofen holen und in der Nähe des feuchten Geschirrtuchs abstellen. Sollte die Masse über den Backpapierrand gestiegen sein, diese mit einem Messer lösen, und dann zwei hervorstehende Papierecken in je eine Hand nehmen und die Teigplatte direkt auf das feuchte und gezuckerte Geschirrtuch (mit dem Backpapier oben) stürzen. Nun rasch die kurze Seite von unten nach oben MIT dem Backpapier unter Zuhilfenahme des Geschirrtuchs einrollen. Es ist hilfreich die ersten Zentimeter eher direkt einzuklappen und dann zügig rollen.
Die Rolle nun mit dem Geschirrtuch etwas einspannen und so 10-15 min ruhen lassen (bis sie sich ihrem Schicksal ergeben hat, sozusagen 🤣)
Ich weiß, dass viele ihre Roulade mit Schlagobers und Früchten füllen. Ich war jedoch nie ein Freund von reinem Schlagobers, weswegen eine BISKUITROULADE für mich immer nur mit Marmelade gefüllt wird. So wie man sie auch in alten Konditoreien noch bekommen - mit selbst gemachter Marillenmarmelade.
Die Marmelade etwas glatt rühren, die Roulade auseinander rollen, das Backpapier entfernen, mit Marmelade einstreichen, einrollen - fertig! Jetzt noch abkühlen lassen und danach mit Staubzucker bestreuen.
Ich hab auch schon sehr oft den "Ruhevorgang" überschritten - mehr aus Zeitmangen - das Backpapier sofort nach dem Stürzen abgezogen, Marmelade drauf, eingerollt und fertig. Tatsächlich klappt auch das!
Und sollte sie euch trotz aller Bemühungen – egal bei welcher Variante – einreißen, was soll’s, Zucker drüber.


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