Einfacher Schoko-Blechkuchen


Meine Oma (geb. 1923 in Bukarest – 2020) war eine Oma, wie man sie sich als Kind nur wünschen kann. Abgesehen davon, dass die Küche und der große Garten ihr absolutes Reich waren, in dem sie diktatorisch regierte, war sie eine kreative, lustige und nimmermüde Frau. In meiner Erinnerung „wuselt“ Oma immer hin- und her, und hatte 100.000 Dinge am Tag zu erledigen. Aber für ihre Enkel- und Urenkelkinder hatte sie immer Zeit.



Und obwohl sie im Grunde eine strenge Frau war, was Sauberkeit (ich höre heute noch „Schuhe ausziehen!!“ „Türe schließen!!“) und pubertäre Blödsinnigkeiten betraf, sehe ich es heute noch vor meinem geistigen Auge, wie ihr ganzer Körper bebt, wenn sie schallend lachte. Egal, wieviel sie zu tun hatte (und sie hatte immer viel zu tun), für einen Ausflug, ein Brett- oder Würfelspiel, oder eine Kaffeepause hat sich wirklich immer Zeit genommen, und nicht, weil sie es musste, sondern weil sie es tatsächlich von Herzen gern getan hat. Sie wirkte – trotz der vielen Arbeit – nie gestresst oder grantig (so wie man das heute oft sieht), im Gegenteil, ihr ganzes Wesen strahlte Leidenschaft und Liebe aus, für das was sie tat. Außerdem erwartete sie, dass man alles, was sie hegte und pflegte, mit Respekt behandelte – vor allem ihre Blumen und Rosenbeete, über die wir Kinder gerne mal drüber gesprungen sind.
Natürlich gab es auch einen Opa zu dieser Oma. Die beiden haben sich 1944 in Brünn im Krieg kennengelernt. Schließlich musste Oma mit Ihrer Familie flüchten und so landeten sie im Elternhaus meines Opas hier in Oberösterreich. (Ganz ehrlich: fragt ihr euch nicht auch manchmal, wie DIE das früher geschafft haben, so ganz ohne Internet und Handy? Ich glaub, da könnten wir alle noch was dazu lernen)

Oma konnte und wollte ihre Wurzeln nie leugnen . Die böhmische Küche hat ihr kulinarisches Wirken immer geprägt, ihre Redensart war auf eine Weise entzückend, und ihre nie perfekte deutsch Rechtschreibung für uns immer etwas, für das wir sie noch viel mehr geliebt haben. Oma hatte ein Herz so groß wie die Weltkugel, auch wenn Worte wie „ich hab dich lieb“ nie über ihre Lippen kamen. Zu schwer war ihre anfängliche Zeit bei ihren Schwiegereltern als Flüchtling, zu hart sich hier zurecht zu finden und zu behaupten. Aber Menschen wie meine Großeltern, die fast 70 Jahre verheiratet waren, wissen einfach, was es heißt, zusammenzuhalten und zusammenzubleiben. Diese Menschen wussten noch, dass man repariert, anstatt wegzuwerfen. Man hat auch viel geschwiegen, nicht immer seine Meinung gesagt, nicht zu allem Widerworte gefunden, denn der Zweck einer Ehe, eines Familienverbundes, war „zu überleben“, füreinander zu sorgen, Haus und Garten sinnvoll zu Nutzen und einander zu unterstützen, damit dies funktioniert. Sehr oft frage ich mich, ob man damals – ohne Quality Time und Fitness-Center – nicht auf irgendeine Art besser dran war.
Oma war stets sparsam, Lebensmittel wegzuwerfen wäre für Sie nie in Frage gekommen. Aus allem, was im Garten wuchs, wurde etwas gemacht, eingekocht, eingeweckt. In meiner Erinnerung war die Speisekammer immer voll und dennoch streng bewacht von ihr. Ich denke, dass man die Angst, hungern zu müssen, nie verliert. Oft haben wir zu ihre gesagt „wer soll das alles essen?“, aber sie hat nur gelacht und gesagt: „Das ist für schlechte Zeiten“ Sie wusste halt noch, was schlechte Zeiten sind.
Oma hat keine wunderschönen Kreationen gebacken, aber geschmeckt hat es immer. Und oft war sie damals schon in den Trends von heute unterwegs. Weil Opa weniger Zucker essen sollte, begann sie zuckerfrei zu backen, Mehl selber zu mahlen und Vollkornweckerl und Brot zu backen. „Berühmt“ waren ihren „Vintschgerl“und wenn man den Geschichten glauben darf, dann wird ihr Rezept für die Vintschgerl heute noch beim „Resch&Frisch“ verwendet, denn damals kannte jeder jeden.
Ja und weil ich als Kind und Teenager viele viele wunderschöne Tage, Wochen, Nachmittage, Mittagessen bei meinen Großeltern in deren riesigen Garten verbringen durfte, und sie immer dafür gesorgt hat, dass es „auch mir“ schmeckt (denn ich war ein sehr heikles Kind;)) räume ich ihr auf meinem Blog einen eigenen Platz ein. Und vielleicht auch ein klein wenig deshalb, weil ich jetzt erst verstehe, wie ähnlich ich meiner Oma bin. Deswegen hab ich in den letzten Wochen viel mit Verwandten geschrieben, um an ihre alten, handgeschriebenen Rezepte zu kommen.
„MEINE“ Schokoschnitten

Oma wusste, dass ich diese Schnitten liebe, und hat sie oft extra nur für mich gebacken. Es handelt sich bei diesen Schnitten übrigens nicht um fluffig weichen Kuchen, den man mit Creme oder Sahne isst, sondern es ist eine Mischung aus Keks und Kuchen, Cookie und Brownie, aber super lecker schokoladig -einfach zum Vor-sich-hin-knabbern. Auch für Backlegastheniker 😉
Von diesen Schnitten MUSSTE ich das Original-Rezept haben:

Ihr wisst, dass meine Oma unsere Sprache nie wirklich gelernt hat, also betrachtet ihre Zeilen mit genau demselben liebevollen Lächeln wie ich.

Da hast Du Deiner Oma eine schöne Hommage geschrieben! Was für eine Generation, oder? Ich finde es toll und wichtig, solche Familien-Rezepte, die mit kulinarischen Erinnerungen verbunden sind, hochzuhalten und sie weiter zu tragen.
Meine Oma (die, zu der ich eine Bindung hatte) war keine Kuchen backende Bilderbuch-Oma; sie war eine Dame! 😄 Dafür hat meine Mutter den Part mit den kulinarischen Erinnerungen übernommen. Und ich bin so froh und dankbar, dass sie mir ihre Rezepte hinterlassen hat! 🥰
Schokoschnitten für Backlegastheniker klingt jedenfalls nach „wie für mich gemacht“! 🤣
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Ich liebe – genauso wie du – alte Rezepte 💛 Und unser Bekanntenkreis hat mittlerweile die Aufgabe, mir einerseits alte Familienrezepte, aber auch Rezepte aus Urlaubsländern mitzubringen 🤣
Freut mich so, dass dir meine Hommage gefallen hat und ja, diese Schokoschnitten sind tatsächlich wie auf dich zugeschnitten 🤣
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Liebe Claudi, eine Omi wie du sie hattest ist so Gold wert….. Ja, damals wussten sie alle was es heißt zusammen zu halten, eine Stütze sein. Mutzutragen, des anderen Leid…Leider wir heut bald jede 2te Ehe geschieden🥺weil keiner auf den anderen achtet, weil man nur sein „eigenes Ding“ plötzlich machen möchte und der andere das nicht versteht oder man dem anderen seine Wünsche nicht akzeptieren will….. Doch zurück zu deiner herzerwärmenden Omi. Deine Worte sind Omi im Herzen, ganz nah bei dir…..und in deinem Blut…. Das ist wunderbar und schön. Leider durfte ich Meine Omi nie kennenlernen, sie starb als meine Mami 9 Monate jung war🥺doch all ihre wenigen Geschichten, trage ich im Herzen💕Den Schokokuchen werde ich nachbacken um ein wenig Wärme zu spüren💞Liebe Claudi, all diejenigen die solch eine Omi haben oder hatten sind die glücklichsten Menschen💞💕
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Vielen lieben Dank, dass du meinen Beitrag wieder gelesen hast und diesen liebevollen Kommentar hinterlassen hast. Schade, dass du deine Omi nicht kennenlernen und genießen konntest. Ich freu mich sehr, wenn du meinen Schokokuchen nachbackst um ein wenig Wärme zu spüren 💛
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